Fotografie

Aufmacherbild_Maria
 Mama, was siehst Du?

Ich entdeckte sie einer Dachstube in einer Kolonialkirche in Bogotás Stadtviertel Egipto. Die Madonna, schwer und lebensgroß, stand in einer Ecke. Eine Mater dolorosa von rätselhafter Schönheit. Niemand, nicht einmal der Pfarrer, wusste, ob sie fünfzig, achtzig oder hundert Jahre alt war. Wenn man ihr Antlitz betrachtet, geschieht etwas Sonderbares. Die schmerzensreiche Mutter schaut nicht zurück. Ihr Blick verliert sich in einem Ort, der uns fern ist. Sie weint. Was sieht sie?

 

 


Aufmacherbild_Gypsy-Passion
 Gypsy-Passion

Die Aufnahmen stammen aus Albanien, Bulgarien, Frankreich, Makedonien, Portugal, Republik Moldau, Rumänien, Serbien, Slowakei, Spanien, Ungarn„In Bauerdicks Fotografien können wir lesen, dass er den Menschen auf gleicher Ebene begegnet, uns Geschichten von ihnen und über sie erzählt, uns teilhaben lässt an ihrem Schicksal.“ Dieter Hinrichs, Deutsche Gesellschaft für Fotografie
„Der Fotograf Rolf Bauerdick kam den Gypsies so nah wie kein Außenstehender zuvor. Er sah die Armut, spürte den Zauber und überlebte die Feste. Dabei sind einzigartige Bilder entstanden – voller Stolz, Kraft und Leidenschaft.“ Playboy

 


 Black Sweat
 Black Sweat

Die Mineros, die in kolumbianischen Smaragdgruben ihr Leben riskieren; die Salzschürfer, die in der aggressiven Sole des Lake Katwe in Uganda ihre Gesundheit ruinieren; die Steinbrucharbeiter in Indien, die für einen schäbigen Lohn um ihre Kindheit, ihre Jugend und ihr Leben betrogen werden, sie alle produzieren Reichtum, aber sie profitieren nicht von ihm. Sie haben nichts als ihre Arbeitskraft, die Müllsammler in Manila und Mexiko ebenso wie die Holzköhler und Stahlkocher in Brasilien. Sie schuften sich zugrunde. Sie bezahlen mit ihrem Schweiß und ihrer Gesundheit. Die Werte, die sie schaffen, shöpfen Investoren und Spekulanten ab, die sich nie die Hände schmutzig machen.

 


 Kaffee und Pistole
 Albanien: Blut – Ehre – Tod

Im Jahre 2001 fotografierte ich zum ersten Mal die Beerdigung eines Mordopfers in Albanien und wurde Zeuge eines Schwures, bei dem die Männer aus der Verwandtschaft forderten, das Blut des Ermordeten zu rächen. Seitdem fahre ich immer wieder nach in Albanien, um diese archaisch-anarchische Welt zu verstehen. Die Bluträcher berufen sich auf den Kanun, ein 600 Jahre altes Gesetzeswerk, demnach bei Mord nur Blut aus der Familie des Täters die eigene Familienehre wiederherstellen kann, eine Rechtfertigung, die immer neue Kreisläufe des Tötens hervorbringt.

 


Marius_Pistole
Moldawien: Allein gelassen

Ich war nicht vorbereitet auf die Bilder, die ich sah, als eine Krankenschwester mich 2007 mit auf die Intensivstation der Kinderklinik in Chisinau nahm. Der Anblick der Kinder, die traumatisiert vom Feuer am Rand des Todes dämmerten, geriet zu einem anhaltenden Schock. Eine Woche später kehrte ich zurück und fahre seitdem regelmäßig nach Moldawien, um Verbrennungsopfer auf ihrem tapferen Weg zurück ins Leben zu begleiten.

 

 


Kinderseelen_1 Kinderseelen

Am Busbahnhof im tansanischen Peramiho kam ein Straßenjunge auf mich zu. Er sagte nur „Hello, mister. I am Samuel“ und zeigte mir ein Auto, das er aus Draht gebastelt hatte, ein Spielzeug, wie man es in Afrika überall sieht. Dieses Auto jedoch war kunstvoll. Es zeugte von Phantasie und handwerklichem Geschick. Unter seinem Drahtauto hatte Samuel ausgebrannte Batterien befestigt. Wahrscheinlich hatten sie ein Kofferradio oder eine Taschenlampe mit Strom versorgt. Nun waren sie leer und verbraucht, nutzlos für den Erwachsenen, und doch hatten die Batterien noch immer eine Funktion. Sie schienen darauf zu warten, wieder mit Energie aufgeladen zu werden. Wie Samuel selbst. Gewiss würde aus dem Jungen ein guter Mechaniker, vielleicht sogar ein findiger Ingenieur. Aber da war niemand, der ihm zur Seite stand, seine schöpferische Kraft zu entfalten. Keine Eltern, kein Lehrer, kein Ausbilder Als ich in meinen Bus stieg, blieb ein pfiffiger Kerl zurück, der sich an einem Bahnhof herumtrieb und mir nachwinkte.


Aufmacherbild_Dem Himmel nah
Kulte und Riten

Unter dem Titel „Dem Himmel nah“ erschien Mitte der neunziger Jahre ein Fotobildband über Mysterien, Mythen und Rituale, für den ich in Europa, Lateinamerika und Fernost unterwegs war, um als Fotograf etwas von jenem Geheimnis des Glaubens zu bewahren, das in einer entzauberten Welt jeden Tag ein wenig mehr verschwindet.