04/2015 Plakate für die Unabhängigkeit

Zoltan Waltier_2Walthier Zoltan, 63 Jahre,
frühpensionierter Ingenieur,
Budapest/Ungarn

In meiner kleinen Plakatsammlung finden sich einige historische Raritäten. Die Protestplakate, die beim Fall des Eisernen Vorhangs an jeder Budapester Hauswand hingen, sind heute begehrte Sammelobjekte. Das Poster hinter mit zeigt einen stilisierten sowjetischen Soldaten, mit der Aufschrift „Kameraden. Es ist vorbei!“ Vor 25 Jahren drückte die Aufforderung an die Sowjets, endlich das Land zu verlassen, unsere Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit aus.

Heute leben wir in einer total befreiten Gesellschaft, die einen starken Druck auf die Menschen ausübt. Vor allem auf die Katholiken. Unsere Vorstellungen von Familie, Moral und Sexualität lösen sich auf. Die christliche und eine radikal liberale Weltsicht prallen aufeinander. Dabei ist oft Hass im Spiel, der ein echtes Ringen um die wichtigen Fragen im Leben verhindert. Die Kräfte, die Ungarn vierzig Jahre Sozialismus beschert haben, sind immer noch aktiv und mächtig. Früher gehorchten sie dem Zentralismus aus Moskau, heute vertreten sie die Interessen der multinationalen Konzerne. Als ehemaliger Mitarbeiter eines Softwareunternehmens weiß ich, wovon ich rede. Als meine die Firma in wirtschaftliche Turbulenzen geriet, wurde ich von heute auf morgen frühpensioniert.