09/2015 Verbotene Bilder

Verbotene Bilder aus
der Dunkelkammer

Laszlo Haris, 71 Jahre,
fotografierte als Junge den Ungarnaufstand 1956 in Budapest

 

 

 

 

 

 

 

Schon als Schüler war die Fotografie meine Leidenschaft, von der ich nicht ahnte, dass sie mich in Gefahr bringen würde. 1956 marschierten die Sowjets in Ungarn ein, um den Aufstand gegen die kommunistische Diktatur niederzuschlagen. Ich war dreizehn, und meine Eltern hatten mir strengstens verboten, auf die Straße zu gehen. In dem Irrtum, die Revolution hätte gesiegt, knipste ich am 2. November alles: Panzer, Geschütze, ausgebrannte Autos und demolierte Straßenbahnwaggons. Und Hausfassaden, die von Einschusslöchern übersät waren. In einer primitiven Dunkelkammer machte ich Abzüge.

Später mit siebzehn, als Mitglied einer illegalen katholischen Pfadfindergruppe, bekam ich Angst. Ich fürchtete, bei einer Hausdurchsuchung durch die Staatspolizei könnten die Fotos entdeckt werden. Da habe ich alle Abzüge und die Negative verbrannt. Ein halbes Jahrhundert danach geschah für mich ein Wunder. 2005 hielt ich eine Rede zur Eröffnung einer Budapester Fotogalerie. Im Publikum saß ein alter Klassenkamerad, der mir erzählte, er besäße noch einen Satz meiner Fotografien vom 2. November. Heute gelten sie als wichtige Dokumente der Zeitgeschichte, die sogar schon in den USA ausgestellt wurden.